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Menschenfressers Leberkäse ...

Verführerisch und bedrohlich zugleich, so kommt er daher, der Kannibalismus, der uns mit Armin M. wieder ins Bewusstsein trat, dem "Monster aus Rotenburg". Abzulesen ist diese bedrohliche Kraft der Verführung immer auch am Spektakelblatt BILD, das über den nun inhaftierten Menschenfresser die schönsten Zeilen unters Volk warf: "Zum Mittagessen bekommt der Menschenfresser Leberkäse und Kartoffelpüree". Na, wer hätte das gedacht. Will kein Justizvollzugsbeamter seinen Penis hergeben für ein gemütliches Candlelight-Dinner in Zelle sechs? Und natürlich kommt BILD auch wieder auf das Grauen im Internet zurück, denn schließlich haben sich Menschenfresser und Menschenfraß eben dort kennen gelernt. Und das soll dann auch noch ganz einfach sein, wobei uns die Bild-Zeitung den Beweis dafür schuldig bleibt. Und weil auch wir natürlich nicht immer bei Leberkäse und Kartoffelpüree stehen bleiben wollen, schauen wir doch selbst einmal nach.

Kannibalenforen aber sind, das sei vorweggenommen, keinesfalls so einfach zu finden wie behauptet. Einen vielversprechenden Eindruck macht zuallererst die "Church of Euthanasia", die unter www.churchofeuthanasia.org/family.html allerdings einen eher politischen Kannibalismus predigt - ohne jeden Vermittlungsservice. Statt dessen mahnt uns ein ruheloser Zähler, die unerträgliche Überbevölkerung stets im Blick zu halten, während Parolen wie "Save the planet - kill yourself" und "Eat people - not animals" überzeugende Lösungsansätze für das Problem bieten. Ansonsten nur psychologisierende und analysierende Sites, die von Hänsel und Gretel ausgehend über Haarmann, Georg Kroll und Hannibal Lecter die erregenden Speisegewohnheiten historisch und wissenschaftlich betrachten. Nirgends eine adäquate Rezeptdatenbank oder gar ein lockerer Kannbialen-Chat. Einzig unter www.ananova.com/business/story/sm_522561.html findet sich die in Richtung Rezept reichende Warnung vor orangenem Ketchup, den die Firma Heinz in Menschenversuchen testet. Das aber ist wohl ein anderes Thema.

Ja, wenn Mitmenschen zu Mahlzeiten werden, bleibt das eine Geschmacksfrage, die im Internet kaum adäquate Berücksichtigung findet. Viele versuchen es, sich dem Grauen zu nähern, doch in den meisten Fällen endet der Versuch in schlechten Kannibalenwitzen. "Papi, ich möcht keinen Pudding mehr essen... - Sei ruhig, mein Sohn, Omas Knie eitert noch!" Zu finden ist dieser Brüller für Freunde der Kannibalenwitze unter http://www.interroli.de/wkannibalen.html. Für weitere sachdienliche Hinweise sollte man sich dann einfach auf www.wodka-apfelsaft.de/serienkiller.htm begeben, wobei auch hier trotz der ansprechenden Domain die ansprechenden Rezepte fehlen. Und da der gute Geschmack dann zum Ende hin doch noch einmal auf sein Kosten kommen soll, möchte ich hier mit all meiner angestammten Autorität auf die Seite www.lileks.com hinweisen, die für Freunde trauriger Devotionalien, Postkarten, Motels und auch Comics genau das Richtige sein dürfte. Und wie verabschiedet sich dann der ehrliche Arbeiter in die verdiente Pause? Mahlzeit!

Thorsten Pannen

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Ist das ein Käfer? Und was soll dieser Käfer hier? Soll der Käfer ein Logo sein? Und was haben Texte mit Käfern zu tun?








Kassel (dpa) - Die Polizei nimmt im nordosthessischen Rotenburg einen 41 Jahre alten Mann wegen Kannibalismus fest. Der Mann habe gestanden, einen 42-Jährigen mit dessen Einwilligung vor laufender Videokamera getötet, zerschnitten und teilweise gegessen zu haben, teilt die Staatsanwaltschaft in Kassel mit. Die Männer sollen sich über eine Kontaktanzeige im Internet kennen gelernt haben. Die Tat im Frühjahr 2000 soll auf von beiden Männern geteilten kannibalistischen und homosexuellen Neigungen beruht haben. (Stuttgarter Zeitung, 11.12.2002)