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Liebe mit schlechten Zähnen

Ab und an überkommt es einen dann doch wieder. Ein lauer Sommerabend und man sitzt beim allabendlichen Himmelstarren auf dem Balkon - und ganz plötzlich dann ist diese Frage zu hören, erst ganz leise, doch dann deutlich lauter und aggressiver werdend: "Na, heute schon gelebt und geliebt?" Die bohrende Selbstanalyse setzt sogleich ein und schnell wird klar, dass das Leben und die Liebe heute scheinbar wieder woanders waren. Doch noch ist der Tag nicht zu Ende und Lachen, Liebe, Leidenschaft können besorgt werden, wenn möglich vom Schreibtisch aus, damit dem Lebenssucher weite Wege erspart bleiben. Ganz ohne Hilfe geht es dabei natürlich nicht.

Denn genau da setzen schließlich immer mehr Services und Dienste des Internets an, wollen Hilfe sein beim Wunsch intensiv zu leben und zu lieben. So auch die relativ jungen Liebesbrief-Generatoren, die mehr und mehr Kundschaft finden. "Unser virtueller Schriftsteller erstellt für Sie kostenlos einen Digitalen Liebesbrief mit Bild und Musik", verspricht z.B. die Site www.liebster.de - und auch www.love-letter.de glaubt, dass mit den dort erstellten Liebesbotschaften die Erfüllung nahe ist. Das Problem scheint lediglich zu sein, dass der Adressat zuvor kaum etwas gelesen haben darf. Die aggressivere Variante der Liebesdienstleistungen sind die schon mehrmals erwähnten Mails freundlicher Frauen, die täglich im Posteingang warten und die - da sie immer kunstvoller werden, auch hier noch einmal zitiert werden sollen: "Wichtig ist mir auf jeden Fall, dass du sauber und gepflegt bist. Also wenn du stinkst oder kaputte Zähne hast, brauchst dich gar nicht erst bei mir zu melden." Wären diese Voraussetzungen allerdings erfüllt, würde "Steffi" schnell zur Sache kommen. Steffi scheint dabei allerdings zu übersehen, dass zumindest hier in Deutschland schlechte Zähne in Zukunft wohl eine erfreuliche Verbreitung finden dürften. Die baldige Reform des Gesundheitswesens verlangt also nach anderen Wegen der Lebenserfüllung.

Durchaus häufig sind Menschen mit schlechten Zähnen z.B. auf den zur Zeit boomenden Weitwurfmeisterschaften mit Handys und PCs zu sehen. Einfach mal reinschauen auf www.fennolingua.fi/mobile.htm oder www.schlijper.nl/series/apple.htm. Durchaus eine Ernst zu nehmende Alternative für bizarre Zeitgenossen. Auch nur geistig gepflegt geht's bei "Deutschland sucht den Superdichter" zu, wobei unter www.dichterwettstreit.de ein wirklich reger Austausch stattfindet. Wer also noch was werden will, der sollte sich dort mal zeigen. Und für denjenigen, der einfach mit den Menschen nicht mehr kann und der die Erfüllung ganz woanders sucht, für den bleiben ja noch die Barbapapas, die meines Wissens ganz ohne Zähne auskommen und nach der Domain zu urteilen heute in Togo wohnen: http://beam.to/barbapapa. Und wer weiß, vielleicht haben sie zumindest ansehnliche Geschlechtsorgane, so dass alles doch noch gut werden kann. Und zum Abschied einfach dies: http://62.32.52.170/

Thorsten Pannen

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Ist das ein Käfer? Und was soll dieser Käfer hier? Soll der Käfer ein Logo sein? Und was haben Texte mit Käfern zu tun?








Belgien, am 9. Oktober 1979. Ein Koch bohrt ein Loch in die Tür zur camera obscura seines Chefs , einem persisch-amerikanischen Teppichhändler. Dieser haust mit zwei befreundeten Frauen und einem selbstverliebten Trinker neben den hellen Räumen seiner Bediensteten in einer düsteren Teppichhöhle. Auf dem schmalen Grat zwischen beruflichem und privatem Dasein, Abhängigkeiten und Machtausübung, versucht jeder, seinen Deal mit der Liebe über Wasser zu halten. Offener Voyeurismus beherrscht die Szenerie. Wo immer es geht, spießen sich die Menschen gegenseitig an ihren Gefühlen auf und treiben sich die Keile der Liebe ins Fleisch. Romantische Liebe wird zur masochistischen Institution, ihre Darstellung zur Komödie. Das einzige, was dem Laien bleibt, sind Ratlosigkeit und schlechte Zähne.